Merenberg das „Tor zum Westerwald“
Das Tor zum Westerwald, so steht es auf einem Aufkleber, den die Gemeinde Merenberg herausgegeben hat.
Kommt man über die Autobahn Köln-Frankfurt, so sieht man vom Elzer Berg links am Horizont die Ruine der Burg Merenberg. Nach steilem Anstieg aus dem Lahntal von Weilburg, entlang der alten Handelsstraße Frankfurt-Siegen-Köln hat man nach dem Verlassen des Waldes Burgruine und den Ort Merenberg vor sich. Hier war es also, das Tor zum Westerwald, wo die Herren von Merenberg, Vögte der Bischöfe von Worms, den Reisenden entweder Schutz gewährten oder Wegezoll erhoben.
Ein kurzer Rückblick in die Geschichte: Erstmals urkundlich erwähnt wurde Merenberg im Jahr 1129. Ein Hartrudus de Marinberg erscheint als Zeuge in der Stiftungsurkunde des Klosters Schiffenberg bei Gießen. Der Bau der Burg war wahrscheinlich noch früher. Die Gattin genannten Hartradus dürfte eine Schwester Ludwig II. von Arnstein gewesen sein. Nur so läßt sich sein schneller Aufstieg als Wormser Vogt erklären. Er nannte sich noch Herr von Merenberg. Seine Nachfahren erwarben sich durch geschickte Heiratspolitik große Güter und Herrschaftsbereiche. Zu Beginn gehörten zur Herrschaft Merenberg die Orte: Merenberg, Allendorf, Selbenhausen, Reichenborn, Rückershausen, Ober- und Niedervöln, Mechtelndorf und Potenhain. An letztere vier erinnern nur noch Gemarkungsnamen. Hinzukamen das Amt Neunkirchen mit Hüblingen, Enkenbach und Breidenbach. Hier standen ihnen Grundherrenrechte, Leibeigenschaftsabhängigkeit, sowie Zentgerichtsbarkeit zu. Später kamen Güter in Waldernbach, Hausen, Nenterod, Winkels und Probbach hinzu. Durch den Erwerb von Teilen der Herrschaft Gleiberg kamen die Herren von Merenberg in den Besitz des Grafentitels. Es würde zu weit führen, wollte man all die Veränderungen aufzählen, die im 13. Jahrhundert unter Hartrad IV. und seinen Söhnen stattfanden. Teilweise hatten sie hohe Ämter inne, fungierten als Richter in Streitigkeiten zwischen Rittergeschlechtern oder auch im Streit zwischen Otto von Nassau und dem Deutschen Ritterorden.
Im Jahr 1290 verlieh Rudolf von Habsburg Merenberg Stadtrechte nach Friedberger Recht. 1331 erweiterte Kaiser Ludwig diese Rechte nach Frankfurter Recht. Doch von der erhofften Herrlichkeit ist Merenberg wenig geblieben. Im Wappen führt es zwar heute noch das Andreaskreuz, die Burg wurde jedoch im 30 jährigen Krieg (1646) zerstört, die Stadtmauern verfielen und die Rechte gingen verloren. Von der Stadtbefestigung ist nur noch das Westtor erhalten.
Doch Merenberg muß viel älter gewesen sein. Keltische Ringwallanlagen auf der Höhburg und dem nahen Almerskopf verweisen auf die Lathenezeit. Bronzezeitliche Hügelgräber bei Heckholzhausen und Barig-Selbenhausen zeugen von einer langen Vergangenheit. Wo heute Wälder sind, da wohnten vor unserer Zeitrechnung Menschen. Vielleicht war das alte Merenberg auf dem Plateau zwischen Höhburg und Rotem Kopf, der sogenannten Roten Erde. Wie man die Siedlung damals nannte, ist dem Schreiber unbekannt.
Großgemeinde Merenberg
Merenberg war durch Heirat an Nassau - Weilburg gekommen und ein Teil des späteren Herzogtums Nassau geworden. Aus Nassauern wurden 1866 Preußen und 1945 Hessen. Damit war das Ende der ehemaligen Gemeinde Merenberg vorprogrammiert. Der Schreiber dieser Zeilen war der letzte ehrenamtliche Bürgermeister von Merenberg und nahm am 31.12.1970 die Urkunde für die neue Gemeinde Merenberg mit ihren Ortsteilen Merenberg, Barig-Selbenhausen, Allendorf, Reichenborn und Rückershausen vom damaligen Landrat des Oberlahnkreises Alfred Schneider in Empfang. Alle Ortsteile gehörten zur ehemaligen Herrschaft Merenberg.
Im Laufe der Jahre haben sich die landwirtschaftlichen Dörfer in Wohngemeinden entwickelt. Die kleinbäuerlichen Betriebe, die kaum ihre Besitzer ernähren konnten, wurden aufgegeben. Meist mußten sich ihre Besitzer ein Zubrot in Steinbrüchen, kleinen Bergwerken oder im Winter im Wald verdienen. Viele jungen Leute haben vor dem 1. Weltkrieg im Sommer als Maurer im Rheinland gearbeitet, während die Alten und Frauen die Äcker bestellten.
Für Merenberg von Vorteil war, daß noch zu Zeiten des Fleckens, Ende der 60 ziger Jahre ein großzügiges Gewerbegebiet ausgewiesen und von Wiesbaden genehmigt wurde. Der Ansiedlung von Gewerbebetrieben folgte gleichzeitig die Erweiterung von Baugebieten.
Bereits im Jahr 1958 wurde mit der Nachbargemeinde Allendorf die erste Gemeinschaftsschule (Albert Wagner Schule) im Oberlahnkreis erbaut, die später auch von Barig-Selbenhausen, Reichenborn, Rückershausen und Heckholzhausen als Grund- und Hauptschule genutzt wurde. Leider ist diese Pionierleistung der Gemeinden in den Schulplänen des Landkreises Limburg-Weilburg, sei es aus politischen oder welchen Gründen auch immer, nicht gewürdigt worden. Unmittelbar in der Nähe der Schule wurde eine Sporthalle und ein Kindergarten errichtet. Ein zweiter Kindergarten, 1996 in Barig-Selbenhausen in Betrieb genommen, garantiert jedem Kind der Gemeinde über 3 Jahre einen Kindergartenplatz.
Merenberg strebt zu neuer Identität
Aus welcher Richtung man sich Merenberg auch nähern mag, die alte Burgruine bleibt das dominante Ziel. Fast die ganze frühere Grafschaft Merenberg ist im Zuge der Gebietsreform 1970/71 zu einer durchaus modernen Gemeinde zusammengewachsen. Die Ortsteile Allendorf, Barig-Selbenhausen, Merenberg, Reichenborn und Rückershausen haben ihren eigenständigen Weg bei der Zusammenarbeit gefunden.
Die Zukunft wird positiv gesehen
Kommunale Daseinsvorsorge, wie Dorfgemeinschaftshäuser, Kindergärten, Sporthallen, Sportstätten, Tennisplätze und Freizeitanlagen wurde vorausschauend betrieben und diese Einrichtungen stehen auch Touristen zur Verfügung, die die wirklich reizvolle Umgebung von Merenberg erkunden wollen.
Wanderstrecken zur nahen Höhburg und dem Almerskopf bei Barig-Selbenhausen lassen den Wanderer alte Keltische Ringwallanlagen entdecken. Ebenso zeugen Bronzezeitliche Hügelgräber bei Heckholzhausen und Barig-Selbenhausen von einer langen Vergangenheit. Gekennzeichnet sind verschiedene Ortsteile von Wehrkirchen, die fehlende Befestigungsanlagen ersetzen mußten. Auch der Steinbruch mit seinen aufrecht stehenden Basaltsäulen ist sehenswert. Der Aufsteig auf den 22 Meter hohen Bergfried der Burgruine lohnt sich bei klarem Wetter über die Maßen. Vom Knoten bis zum Feldberg reicht der Blick. Aber auch im Ort selbst bietet das Küferhaus mit schönen Holzfachwerkschnitzereien, das restaurierte und bewohnbare Westtor einen malerischen Anblick. Der etwa einen Kilometer entfernt liegende Vöhler Weiher, ein kleiner Stausee, ist mit gepflegten Campingplätzen und Gaststätte zu einem kleinen Fremdenverkehrszentrum herangewachsen.
Merenberg gehört zu den Wachstumsgemeinden in hessischen Landen. Weiträumige Wohnbaugebiete und das Industriegebiet lassen hoffnungsvoll in die Zukunft blicken.




